Das Lipödem - Diagnose, Erscheinungsformen und Therapie

Allgemeines zu Lipödemen
Stadien des Lipödems

Allgemeines zum Lipödem

Das Lipödem ist definiert als anlagenbedingte, schmerzhaft, symmetrische, bei Frauen vorkommende  Fettgewebsvermehrung der Extremitäten. 

Die Erkrankung wurde erstmals 1940 beschrieben und definiert als Wassereinlagerung ins Fettgewebe auf Grund einer Stehbelastung. Diese Definition lässt sich heute nicht mehr aufrecht erhalten. Seit einigen Jahren ist ein Paradigmenwechsel eingetreten.

Vom Lipödem betroffen sind überwiegend die Beine, weniger häufig die Arme, gelegentlich eine Kombination von beiden. Bei Lipödemen der Arme und Beine sind typischerweise die Beine stärker betroffen und die Erkrankung beginnt eher an den Beinen als an den Armen.

Charakteristisch sind Beschwerden wie Spannungs-, Druck- und Berührungsschmerzen sowie Blutergüsse nach geringen Traumen. Die Ursache der Erkrankung ist unklar. Diskutiert werden u. a. hormonelle und genetische Faktoren. Der Krankheitsbeginn liegt häufig in der hormonellen Umstellungsphase der Pubertät oder der Schwangerschaft, selten erst in der Phase der Menopause.

Es ist zu beobachten, dass die Fettgewebsvermehrung zunächst beschwerdefrei sein kann. Dieses beschwerdefreie und ausschließlich an den Extremitäten sich bildende Fettgewebe nennen wir Lipohypertrophie

Der Grad der Lipohypertrophie kann mittels Lipohypertrophiequotienten (LipQ) ermittelt werden. Dieser wurde 2020 von Dr. Herpertz eingeführt.

Erst im Krankheitsverlauf, in der Regel nach mehreren Jahren kommen zur Lipohypertrophie Beschwerden und Schmerzen hinzu. 

Charakteristisch für ein Lipödem ist die Disproportion in der Verteilung des Fettgewebes zwischen Oberkörper und Extremitäten, was für die Betroffenen zu einem großen psychischen Problem werden kann, insbesondere bei Fortschreiten der Erkrankung.

Das Lipödem ist häufig (in den Lymphkliniken > 80 %) mit einer Adipositas assoziiert, so dass man davon ausgeht, dass die Ödematisierung der Beine in erster Linie als adipositasbedingt zu sehen ist.

In großen Ultraschallstudien konnte im Fettgewebe bei Lipödempatientinnen keine Flüssigkeit nachgewiesen werden. 

Stadien des Lipödems:

Lipödeme werden nach Stadien und Schweregraden eingeteilt. 

Das Stadium 1 ist gekennzeichnet von einer Fettgewebsvermehrung, die gleichmäßig verteilt ist. Das Unterhautgewebe ist durch kleinknotige Fettgewebsvermehrung verdickt, die Hautoberfläche ist glatt. 

Im Stadium 2 nehmen die Knotenbildungen im Fettgewebe an Größe zu. Es entsteht eine unebene Haut-oberfläche mit Orangenhautphänomen, die laienhaft als „Zellulitis“ bezeichnet wird. 

Das Stadium 3 ist gekennzeichnet durch eine ausgeprägte asymmetrische Fettgewebsvermehrung mit Fettlappen und Fettwülsten, die sich besonders über den Hüften, an den Oberschenkeln und Knieinnenseiten oberhalb und unterhalb der Kniegelenke lokalisieren und mitunter das Gehen erheblich behindern können. 

In allen 3 Stadien enden die Verdickungen im Bereich der Knöchel.

Fußrücken, Vorfuß und Zehen sind beim Lipödem typischerweise frei von Verdickungen oder Ödembildungen. 

Unterschiede Lipödem / Lymphödem

  Lipödem Lymphödem
Schmerzen, Druck und
Berührungsschmerzen
+++ 0
Hämatome ++ bis +++ 0
Symmetrie + 0
Erysipele (Wundrosen) 0 + bis ++ bis +++
Füße inbegriffen 0 +
Glatte und straffe Haut 0 +
Haut wellig, Orangenhaut, groblappig + 0

 

Vom Lipödem sind abzugrenzen:

  • Lipohypertrophie ohne Lipödem
  • Adipositasassoziiertes Ödem
  • Lymphödem

Nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen (Europäisches Lipödemforum und International Lipoedema Association) ist das Lipödem...

  • ... keine progrediente Erkrankung
  • ... keine Ödemerkrankung
  • ... keine Erkrankung der Lymphgefäße
  • ... nicht verantwortlich für das Übergewicht

Wissenschaftlich bewiesen ist:

  • Die typischen Symptome eines Lipödems sind ungleiche Verteilung des Körperfettgewebes mit Betonung der unteren Extremität und Schmerzen in den Beinen. In einigen Fällen können auch die Oberarme betroffen sein.
  • Die Erkrankung tritt ausschließlich bei Frauen auf.
  • Die große Mehrheit der Frauen mit Lipödem leidet zusätzlich an deutlichem Übergewicht, das allerdings nicht durch das Lipödem bedingt ist.
  • Das Lipödem kann den Berufsalltag, das Privatleben, die Beziehungen, das Selbstwertgefühl und die Freizeitaktivitäten beeinflussen.


Beim Lipödem  ist durch Gewichtsreduktion die Fettgewebsverteilungsstörung nur wenig beeinflussbar und auch durch Hungern nicht zu beseitigen. Dennoch ist ein Gewichtsmanagement bei Begleitadipositas notwendig und richtig. Auch Lipödempatientinnen können abnehmen, allerdings bleibt die Körperdisproportion erhalten.

Zur Therapie von Lipödemen