Das Adipositas- Lymphödem - Diagnose und Therapie
Dem Adipositas-Lymphödem liegt eine Lymphabflussstörung zugrunde, die ausschließlich Folge einer Adipositas ist.
Adipositas bezeichnet eine vom Normalgewicht um mehr als 20% abweichende Vermehrung der Körpermasse durch Zunahme des Depotfetts. Das entspricht einem BMI von ≥ 30 kg/m². Anhand des BMIs wurde von der WHO 1998 die Klassifizierung in Unter-, Normal- und Übergewicht und Adipositas Grad 1-3 eingeführt:
• Normalgewicht BMI von 18,5 bis 24,9 kg/m²
• Übergewicht BMI von 25,0 bis 29,9 kg/m²
• Adipositas Grad 1 BMI von 30,0 bis 34,9 kg/m²
• Adipositas Grad 2 BMI von 35,0 bis 39,9 kg/m²
• Adipositas Grad 3 BMI > 40 kg/m² = Adipositas permagna
In der Regel findet man das Adipositas-Lymphödem bei Patienten mit einem BMI von über 40 kg/m² , bei Frauen und Männern gleich häufig. Es ist überwiegend an den Beinen lokalisiert.
- Das adipositasassoziierte Lymphödem wird zunehmend in den letzten Jahren beobachtet.
- Es tritt meist im höheren Lebensalter auf. Typisch sind oft riesige Lymphsäcke.
- Nicht alle Fragen sind geklärt
- Ursache ist eine mechanische Kompression mit dadurch bedingter Abflussbehinderung im Leisten-Becken-Beinbereich
Differentialdiagnostisch sind primäre und sekundäre Lymphödeme sowie Kombinationsödeme auszuschließen, ggf. auch kardiogene Stauungsödeme, die eine Kontraindikation für die manuelle Lymphdrainage sind.
Die Adipositas erschwert die Differenzierung zwischen primärem und sekundärem Lymphödem, Lipo-Lymphödem, Adipositas-Lymphödem und Adipositas. Die typischen Fibrosen sind im Fettgewebe nicht so gut tastbar wie bei schlanken Patienten. In der Regel sind Lymphödeme aber asymmetrisch oder einseitig, was die Diagnose über Messung von Umfang und Volumen erleichtert.
Bei Frauen ist zur Unterscheidung von Lipo-Lymphödemen auf Disproportionen in der Fettverteilung und schmerzhaftes Fettgewebe zu achten.
Nach Ausschluss dieser Differenzialdiagnosen weisen eine typische Ödemanamnese und ein charakteristischer Ödembefund auf das Adipositas-Lymphödem hin.
Dazu gehören:
- die Ausbildung des Lymphödems parallel zur Gewichtszunahme
- das Lymphödem entsteht in der zweiten Lebenshälfte
- das Lymphödem ist an den Oberschenkeln und an den Unterschenkeln stärker ausgebildet als an den Füßen
- das Stemmersche Zeichen ist trotz schwergradigem Lymphödem nicht oder nur gering vorhanden
- schwere Hautveränderungen wie beim primären Lymphödem sind nur selten
- bei ausgeprägter Fettschürze können sich Bauchhautlymphödeme bilden
Ausgeschlossen werden müssen:
- ein primäres Lymphödem
- ein sekundäres Lymphödem
- ein Lipo-Lymphödem
- ein Phlebo-Lymphödem
- kardiogene Ödeme
Das Adipositas-Lymphödem betrifft fast immer nur die untere Körperhälfte, was für den enormen Effekt der Fettmassen auf den venösen und lymphatischen Rückfluss spricht. Das scheint die „Initialzündung“ für die Entstehung eines Lymphödems zu sein und bedeutet, dass ein Adipositas-Lymphödem im Anfangsstadium durch eine Gewichtsreduktion wieder beseitigt werden kann.
Sobald die richtige Diagnose gestellt ist, muss mit der lymphologischen Behandlung begonnen werden. Wegen der Schwere der Erkrankung und der vielfältigen Probleme durch Begleiterkrankungen sowie der eingeschränkten Mobilität der Betroffenen sollte die erste Behandlung in einer darauf spezialisierten lymphologischen Klinik erfolgen. Das gilt insbesondere, wenn gleichzeitig ein Diabetes mellitus oder eine Herz-Kreislauferkrankung vorhanden sind. Diese erfordern wegen der Gefahr der Stoffwechselentgleisung durch Gewichtsreduktion oder Dekompensation von Herz und Kreislauf unter der hämodynamisch wirksamen Ödemtherapie, insbesondere während der Beinbandagierung eine enge internistische Überwachung.
Für die Prognose ist eine Verbesserung der Gehfähigkeit ganz entscheidend. Zum Behandlungskonzept können deshalb auch bariatrische Operationen ggf.auch plastische Operationen gehören. Adipositaspatienten sollten in einem entsprechenden Zentrum mitbehandelt werden.
Das Beinlymphödem und die Adipositas führen innerhalb kürzester Zeit zu einer Gehbehinderung bis hin zu einer Gehunfähigkeit. Zunächst resultiert daraus eine Arbeitsunfähigkeit, später kommt es zur Erwerbsunfähigkeit und zuletzt besteht Pflegebedürftigkeit. Darin liegt die große sozialmedizinische Bedeutung der Erkrankung.
Die konservative Therapie entspricht neben dem Gewichtsmanagement den Grundsätzen der Therapie des Lymphödems.
Neben der lymphologischen Therapie sind folgende Punkte bei adipositasassoziiertem Ödem wichtig:
- Gesunde Ernährung
- Ernährungsberatung, ggf. durch ein zertifiziertes Adipositaszentrum
- Bewegungstherapie
- Kompressionstherapie und Bewegung in der Kompression
- Bei Indikation chirurgische Therapie der Adipositas (bariatrische Eingriffe)
In den ASDONK-Kliniken werden Sie durch zertifizierte Ernährungsberater betreut, außerdem stehen Lehrküchen zur Verfügung. Physiotherapeuten und Sporttherapeuten kümmern sich um die notwendige Bewegungstherapie.
Sie selbst können für sich durch folgende Maßnahmen viel erreichen:
- Achten Sie auf Ihr Gewicht, Übergewicht bedeutet vermehrte lymphpflichtige Last
- Vermeiden Sie Gewichtszunahme und versuchen Sie, Ihr Gewicht zu halten
- Essen Sie gesunde Vollwertkost
- Reduzieren Sie Fett und Salz
- Essen Sie mehr Ballaststoffe
- Keine Hunger- und Fastenkuren!
- Verzichten Sie auf Zucker und Süßigkeiten
- Lassen Sie sich beraten
(Ernährungsberatung in einem Adipositaszentrum) - Täglich mindestens 2 l Mineralwasser trinken